Häufige Fragen

Polyamorie heißt „mehr als eine/n lieben“. Diese Liebe kann körperlich sein, emotional, spirituell oder irgendeine Kombination davon, entsprechend den Wünschen und Vereinbarungen der Beteiligten. „Polyamor“ wird auch verwendet als beschreibender Begriff für Leute, die offen sind für mehr als eine Beziehung, selbst wenn sie momentan nicht mehr als eine leben (Mensch, viele leben sogar weniger als eine!). Typisch für Polyamorie ist eine langfristige Orientierung (also kein Swingen oder One-Night-Stands) und Gleichberechtigung ( wenn nur einer der Partner das Recht auf Mehrfachliebe hat, ist es schon zweifelhaft, ob man es Polyamorie nennen darf.

Vielleicht eher bekannt gehen?!
Polyamore Leute sind mit ihren Partner/innen, Lovers oder potentiellen Mitgliedern dieser Gruppen ehrlich – also alle wissen Bescheid. Poly sein heißt, dass du – selbst wenn es dir Vorteile bringen würde – deinen Partnern erzählst, wen alles du noch erotisch und liebesmäßig triffst oder treffen willst.  Die Wörter „ehrlich“, „aushandeln“ und „Kommunikation“ und „out sein“ tauchen häufig auf in Diskussionen darüber, wie Poly üblicherweise funktioniert.

Der Schlüssel zur Definition von Polyamorie ist Offenheit, das heißt, mehrere Beziehungen zu haben mit dem Wissen und Einverständnis des/der Partner/innen, im Gegensatz zum Betrügen. Wie viele Details erzählt werden, variiert natürlich stark.
Sehr viele Leute haben heimliche Affären während sie in einer vorgeblich monogamen Beziehung sind. Ich denke, diese Leute haben das Potential, polyamor zu sein, aber das sollte man vielleicht nicht Polyamorie nennen

Es gibt Leute, die scheinen Eifersucht wirklich nicht zu kennen. Andere, einige langjährige Polys eingeschlossen, kennen Eifersucht und nehmen sie als Zeichen, dass etwas der Untersuchung und Pflege bedarf, ganz wie sie es auch mit einer Angst oder einem Schmerz machen würden. Eifersucht ist weder ein Beweis von Liebe (und das ist es, was Polyamorie von possessiver Monogamie unterscheidet) noch ein moralisches Scheitern (und das ist es, was Polyamorie davon unterscheidet, seine/n Partner/in emotional in Beziehungen zu manipulieren, für die er/sie nicht bereit ist).

Niemand hat ein Copyright drauf, wie es gemacht werden muss. Das Beste ist festzustellen, wie es für einen selber funktioniert. Und wie bei den meisten Dingen, kann es für jemand anders ganz anders aussehen!
Einige Leute haben „Faustregeln“.
Elise: „Seit einer bestimmen ‚Lernerfahrung‘ fühle ich stark, dass ich nie zulassen sollte, dass eine neue Beziehung zu einem Werkzeug wird, um die Auseinandersetzung mit einer ‚zerbrochenen‘ anderen Beziehung zu vermeiden.
Alia: „Eines der Dinge, die ich am sorgfältigsten beachte, ist „emotionaler Überfluss“; Ich folge der Regel, nicht intensiv Zeit mit anderen Lieben zu verbringen, wenn etwas mit einer Liebe außer Balance ist.

Wenn du Faustregeln brauchst, wirst du sie dir selber machen müssen.

Aber check dazu doch die Seite im Poly Buch, da mache ich ein paar Vorschläge

Das entscheiden die beteiligten Personen, und sie entscheiden auch, wie sie entscheiden. Einige Leute haben Konferenzen und teilen sich die Woche auf, manche stapeln sich glücklich alle in einem großen Bett … und einige Leute können sich gegenseitig lieben, keinen Sex haben, und sich entscheiden, an verschiedenen Orten zu leben, wenn ihnen das am komfortabelsten erscheint. Die Antwort ergibt sich meist aus Diskussion, Einfühlungsvermögen und Praxis.

Da es viele verschiedene Arten gibt, Beziehungen zu organisieren (oder auch nicht zu organisieren, wenn man von der Göttin des Chaos gesegnet ist, eine Ader für glückliche Anarchie hat)ist es folgerichtig, dass es Wege gibt, diese verschiedenen Arrangements zu beschreiben.
Dieser Poly-Jargon hat sich im Laufe der Zeit herausgebildet, und die Wörter sind lediglich beschreibend.

Primary – Das Wort wird oft gebraucht in hierarchischen Multipersonen-Beziehungen, um die Person zu bezeichnen, mit der man am stärksten verbunden ist. In einigen Fällen nimmt diese Verbindung die Form einer legalen Heirat an. In einigen Fällen bezeichnet „primary“ den/die Liebhaber/in mit dem höchsten „Dienstalter“.

Secondary – Ergibt sich aus „Primary“ in einer hierarchischen Beziehung, bezeichnet eine Person, mit der man involviert ist ohne die emotionalen, gesetzlichen oder wirtschaftlichen Komplexitäten und Verpflichtungen einer primary-Verbindung.

Ja, einige Leute sprechen über „Tertiaries“ und so weiter. Manche Leute hingegen mögen die Begriffe „Primary“ und „Secondary“ und die dahinterstehenden Konzepte nicht und ziehen es vor, „einen Kreis von Gleichen“ zu haben, wie es eine poly-Person nennt.
Es gibt den Begriff „nichthierarchische Polyamorie“ und auch Beziehungsanarchie für diese Art von Arrangement.

Triaden – Drei Leute auf irgendeine Weise involviert. Oft in einem ziemlich verbindlichen Sinne gebraucht, in einigen Fällen mit Verpflichtungszeremonien, wird aber auch einfach verwendet für „drei Leute, die verbunden sind“.

Vau – Drei Leute in einer Struktur mit einer Person als Grund, als „Scharnier“ oder Dreh-/Angelpunkt. In einem Vau sind die beiden „Ast“-Partner sich im Allgemeinen nicht so nah wie jede/r es ist zum Angelpunkt.

Polyfidelity – Beziehungskonstellation, in der mehr als zwei Leute beteiligt sind, welche eine Verpflichtung eingegangen sind, die sexuellen Aktivitäten auf die Gruppe zu beschränken und keine Außenbeziehungen zu haben. (Gerüchte sagen, dass dieser Begriff von der Gruppe Kerista geschaffen wurde.)

Nein. Es gibt viele polyamore Leute, die auch bisexuell sind, und viele mehr die monosexuell sind (d.h. bezüglich sexuellen oder Liebespartner/innen lediglich an einem Geschlecht interessiert; hetero- oder homosexuell). Es gibt auch viele Leute, die keine Etiketten brauchen für sexuelle Präferenzen oder Orientierungen. Man weiß nicht immer, bevor man fragt, wie bei so vielen anderen Dingen. Das Vermeiden von Annahmen lohnt sich meist.

Einige tun es, andere nicht, genau wie jede andere Form von Beziehung. Manche Leute sind seit vielen Jahren zusammen; einige besitzen Häuser und haben Kinder zusammen. Polyamor zu sein ist keine Garantie, dass Beziehungen einfacher werden, obwohl es die Vorteile von geteilter Freude und geteiltem Leid haben kann, wie das alte Sprichwort sagt.

Nur du weißt es, und entsprechend der Philosophie einiger Leute, sind Menschen nicht polyamor, nur das Verhalten kann es sein. Manche Leute finden diesen Zugang nützlich, und andere ziehen es vor, von „polyamoren Leuten“ zu denken.

Manche Poly-Leute tendieren dazu, sich selber in den Beschreibungen zu erkennen, und können nur mühsam davon abgehalten werden, auf und ab zu springen und zu kreischen: „Siehst du! Ich *wusste*, dass ich nicht alleine bin. Hurra!“ Wenn du nicht sicher bist, ob du Poly bist, ist die beste Praxis wahrscheinlich, freundlich und verantwortungsvoll zu handeln, so klar wie möglich zu kommunizieren; dabei fällt mir ein, das ist sowieso die beste Praxis für Poly-Leute, also wirst du sowieso irgendwie dazugehören. Außerdem ist polyamor zu sein nicht inhärent „besser“ als monogam zu sein, man braucht sich also nicht einer Art Treue zu verpflichten oder so etwas.

Eine weitere Überlegung wert ist die Tatsache, dass das Wort „Polyamorie“ , wie alle Bezeichnungen, nichts weiter ist als ein Werkzeug. Was du machst und wie du die Leute behandelst, die du liebst ist wahrscheinlich langfristig wichtiger für sie, als in einen bestimmten beschreibenden Begriff zu passen.

Ein anderer Standpunkt: „Es gibt keine polyamoren und monogamen Leute; es gibt polyamore und monogame Beziehungen. Dieselbe Person kann zu verschiedenen Zeiten ihres Lebens glücklich sein sowohl in monogamen wie auch in polyamoren Beziehungen. Was richtig ist hängt von dir und deinen Gefühlen ab, und den Gefühlen von denen, mit denen du in Beziehung stehst. du kannst zu bestimmten Zeiten in einer Beziehung sein, die monogam ist, und das kann das Richtige sein für die Leute in dieser Beziehung; zu anderen Zeiten kannst du in einer Beziehung sein, die besser funktioniert als Teil eines polyamoren Beziehungsnetzwerkes. Was auf jeden Fall wichtig ist, ist
freundlich und verantwortungsvoll zu handeln und mit intimen Partner/innen und potentiellen Partner/innen klar über all diese Dinge zu kommunizieren. Verleugne nicht deine Gefühle oder diejenigen derer, die dir wichtig sind. Sei wachsam gegenüber dem, was du und die Leute, die du liebst, wirklich fühlen. Es muss nicht das sein, was die Gesellschaft meint, noch das, was du denkst wäre logisch zu fühlen, und auch nicht was erzählt wird darüber, wie polyamore (oder monogame) Leute fühlen würden. Dann verhalte dich in einer Weise, die ehrlich ist und die dich und die Leute, die dir wichtig sind, und die Leute, die ihnen wichtig sind, mit Glück und Freude erfüllen. Wenn das dazu führt, dass du mehr als eine intime Beziehung hast, oder dass du in einer Beziehung mit mehr als zwei Leuten bist, dann werden dich diejenigen mit einer Vorliebe für Bezeichnungen als „Poly-Person“ bezeichnen.“

Martin Schafer: „Wenn du nicht denkst, dass du etwas Falsches machst, und wenn du das ehrlich erklären kannst, werden sie wahrscheinlich denken, es sei ziemlich toll. Für einige von uns ist es ein großer praktischer Vorteil, mehrere Leute an der Kindererziehung beteiligt zu haben. Die Details, wie das funktioniert, sind ein fruchtbares Thema für Diskussionen unter allen Beteiligten.“

Vorweg, es gibt keine Regeln. Niemand besitzt das Copyright auf Polyamorie. Du wirst deine eigenen machen müssen, die für dich und deine Liebsten passen. Etwas, das in jeder Diskussion über Polyamorie aufkommt, ist Kommunikation. Wenn es eine Basis gibt, ist es vermutlich das.
Wenn du schon in einer Beziehung bist und noch nicht darüber geredet hast, was du fühlst und was du willst, und du die Frage stellst: „Wie fange ich mit diesem Poly an?“, dann wirst du vermutlich ein paar Bedenken haben, mit deinem/r Partner/in darüber zu reden. Was du tust, wird bestimmt sein von deiner eigenen Ethik und deiner eigenen Situation.
Viele Poly-Leute werden empfehlen, die Sache mit dem/der Partner/in durchzusprechen, und darauf hinweisen, dass – auch wenn ihr Beide nicht beschließt, polyamor zu leben – der Intimitätsgrad in Eurer monogamen Beziehung durch die Diskussion erhöht werden wird.

Einerseits kann alles scheitern, und das ist es auch, warum viele zögern. Andererseits: nichts gewagt, nichts gewonnen. Und drittens könnte es nützlich sein, den Intimitätsgrad in der bestehenden Beziehung zu erhöhen, indem alle ausstehenden schwierigen Themen in der Beziehung besprochen werden, bevor diese spezielle Diskussion geführt wird.

Wenn du schon in mehr als einer Beziehung bist und das noch nicht enthüllt hast, wirst du Leute finden, die ähnliches erlebt haben – von allen drei Seiten – und bereit sind, ihre Empfindungen zu diskutieren und die Schritte, die sie unternommen haben.

Oft macht es auch Sinn, sich Hilfe zu suchen. Poly-freundliche Coaches und Therapeuten schießen grade wie Pilze aus dem Boden.

Interessanterweise sind viele Polys sehr vorsichtig bezüglich Outing. Zu sehr werden noch die Nachteile gefürchtet (Probleme im Job, mit Eltern und Kindern, Angst vor Rufschädigung und Verlust des Sozialprestiges). Dabei hat sich die Gesellschaft ja doch stark bewegt, und eine autonome Entscheidung über die eigene Beziehungsform wird viel mehr respektiert.

Andererseits- man sehe sich Beiträge in Social Media an – die Trolls, die herabsetzend kommentieren und alles „krank“ oder „egoistisch“ finden, sind nie ganz fern. Leider ist es so, dass du als poly immer noch ein dickes Fell brauchst.

Sich als Poly geoutet zu haben, gibt einem andererseits mehr Freiheit, wie sozial damit umzugehen, und du musst anderen kein Doppelleben mehr vorspielen. Ich kann das heute in vielfacher Hinsicht nur ermutigen.

Silvio: mich nicht verstellen zu müssen und das, was in mir ist, auch passend im Außen leben zu können. Mehr Liebe und mehr Vielfalt in meinem Leben zu haben. Und in einem flauschigen Beziehungsnetzwerk geborgen zu sein, in dem alle sich mögen und unterstützen.

Silvio: Eifersucht und Neid, vor allem wenn meine Liebste und ich uns nach einem Date wieder treffen, da braucht es dann eine Integrationszeit.
Wesentlich mehr Beziehungsklärung und Kommunikation.
Viele Termine, die einerseits zwar wundervoll sind, aber da ist dann weniger zeit für Hobbies oder andere Aktivitäten.