das Poly Buch

Umgang mit Nicht-Polys

Umgang mit Kritik an deiner Lebensweise

Als polyamorer Mensch ist man immer mal wieder einer Anzahl von Vorurteilen von seiten der nicht-polyamoren Mehrheit ausgesetzt.

Wenn sich die Situation in den letzten Jahren auch enorm verbessert man und man mehr Toleranz erfährt, es sind immer noch die wenigsten Menschen, die einfach zucken die Achseln und sagen: Ach so. Speziell für ältere Semester ist ein Coming-Out als Poly mehr oder weniger schockierend, und es gibt einen starken Wunsch, dagegen Position zu beziehen.
In der Regel lautet die Vorwürfe, man sei als Polyamorist unmoralisch, gottlos, unverantwortlich, staatszersetzend, lieblos bis grausam oder nur auf Sex ausgerichtet, bzw. es würde einem an Tiefe mangeln oder an der Fähigkeit, sich wirklich einzulassen.
Andere, etwas „liberalere“ Geister, wollen einem mit quasi wissenschaftlichen Argumenten einreden, dass so eine Lebensart unmöglich erfolgreich zu leben sei.

Wie dem so ist, gibt es ja immer wieder Selbstzweifel, innere Konflikte und Schuldgefühle, wenn man anders lebt als die meisten anderen – das ist bei Polys auch so. Aus diesem Grund kann unsereins auch gegen kritische Stimmen anfällig sein.
Und – es ist einfach unangenehm, böse angemacht zu werden und sich nicht wehren zu können.

Manchmal sind es auch besorgte Angehörige und Freunde, die die besten Absichten haben, und dich aus deiner „sektiererischen“ oder „problematischen“ Lebensweise befreien und retten wollen.

Deshalb möchte ich hier eine kleine Argumentationshilfe reichen – häufige Vorwürfe und wie man sie entkräftet.

Meiner Meinung nach ist es unmoralisch, den Partner hinter seinem Rücken zu betrügen, was statistisch gesehen häufig passiert. Polyamorie ist nichts anderes, als zu seinen menschlichen Regungen zu stehen und damit Ernst zu machen. Wenn alle Beteiligten das wollen und dem zustimmen, kann ich darin nichts Unmoralisches Erkennen.
Und um noch eins nachzulegen – ist es nicht eher unmoralisch, Menschen die Liebe zu mehreren Menschen zu versagen und sie vor Situationen zu bringen, in denen sie sich für die eine oder die andere entscheiden müssen?

Naja, im Islam und bei den Mormonen gibt es immerhin die Möglichkeit, dass ein Mann mehrere Frauen hat. In über 70% der Kulturen dieser Welt gibt es Beziehungen, in denen Männer, oder auch Frauen, mehrere Partner haben.

Es gibt darüber hinaus keine Hinweise, dass der Mensch von der Natur als monogames Wesen konzipiert ist, wie etwa Dohlen oder Schwäne. Seine nächsten Verwandten im Tierreich, die Menschenaffen, leben eher in polygamen Stämmen.
Man könnte sagen, Gott – sofern man an ihn/sie glaubt, hat uns mit der Fähigkeit, unsere Sexualität zu genießen und Liebe zu fühlen und zu schenken ausgestattet – wir könnten das Geschenk annehmen und Liebe um uns verbreiten, auf die Weise, wie es uns gut tut.
Einige christliche Gruppen in den USA sehen das auch so und propagieren „Christian Polyamory“

Polyamorie ist von der Definition her schon das Eingehen mehrerer tiefer Bindungen und Beziehungen bei geteilter Verantwortung. Für jemand, der Bindungsängste hat, dürfte es ein Gräuel sein, sich gleich mit mehreren Menschen intim einzulassen. Außerdem haben wir ja schon eine Lebensform, die für bindungsängstliche optimal ist – die serielle Monogamie mit häufigen Partnerwechseln, die in unserer Kultur ja schon allgemein verbreitet ist.
Meiner Erfahrung nach entsteht beim Mitteilen und Teilen der liebeserotischen Erfahrungen, die auch außerhalb der Partnerschaft stattfinden, eine hohe und beziehungsfördernde Intimität, so dass man sich in einer Poly-Beziehungen eher tiefer einlässt als in vielen Mono-Beziehungen.
Natürlich kann der Begriff „Poly“ eine Rechtfertigung für allerhand Leichtfüße sein, die sich nicht einlassen wollen, aber er ist so nicht gedacht und dafür auch nicht besonders geeignet.

Was ist an sexueller Exklusivität so kostbar? Geht es hier nicht eher um eine Art Besitzverhältnis („du musst mir zeigen, dass du mir gehörst“) und ist der exklusive Treuebegriff „beweise mir deine Liebe, indem du auf alle anderen verzichtest“ nicht in seiner Art etwas eng und fast schon entwürdigend?
Ich denke, es gibt viele Wege, dem anderen Liebe zu zeigen und seine Einzigartigkeit zu spiegeln. Im polyamoren Leben liebt man jeden wegen seiner Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit.

Oft steckt psychologisch gesehen hinter dem Wunsch nach Exklusivität ein Deal: „Wenn du mich meine Ängste und Minderwertigkeitsgefühle nicht fühlen lässt, lasse ich dich deine auch nicht fühlen.“ Ein gefährlicher Deal, der oft nicht funktioniert, und der in vielen Fällen zu heimlichen Affären führt. Besser ist, sich offen und ehrlich mit seinen Ängsten zu beschäftigen, an sich zu arbeiten, wo das Selbstwertgefühl noch „hängt“ und den Prozess mit seinem Partner teilen zu können.
Einem Partner die Möglichkeit zu schenken, auch mit anderen die Liebe zu teilen, ist übrigens auch ein großer Liebesbeweis, wie ich schon öfters erfahren durfte.

Hier könnte man fragen – wie kann ich mehrere Freunde lieben? Wie kann ich mehrere Kinder lieben? Offensichtlich scheint es da kein Problem zu sein, nur bezüglich der erotischen Liebe hat unsere Kultur den Anspruch der Ausschließlichkeit. Aus kulturvergleichenden Forschungen wissen wir, dass das ein kulturelles und erlerntes Phänomen ist, und es absolut legitim sein kann, sich auch da zu verhalten wie bei Freundschaften oder Kindern.

Außerdem liegt diesem Argument oft ein Bild von „Liebe als begrenzter Ressource“ zugrunde- eine Ökonomie der Knappheit. Liebe ist aber offenbar kein materielles, endliches Gut, sondern wird dadurch eher mehr, dass man es freigiebig verschenkt. Polys lieben es, in einer Ökonomie der Fülle zu stehen.

So ähnliche Gedanken hängen mit dem romantischen Liebesbild zusammen, das eine Art säkuläre Erlösungsreligion unserer Zeit geworden ist.
Die Folgen sind oft eher bedenklich – Paare isolieren sich oft gesellschaftlich und versuchen, einander alles zu sein. Die Ansprüche des anderen immer zu befriedigen und dabei seine eigenen Wünsche nach Freiheit und erotischer Abwechslung unterdrücken zu müssen, ist oft keine so gesunde Mischung und überfordert Menschen schnell.

Zweierbeziehungen entwickeln dann manchmal eine eigene Sprache, eigene Rituale und eigene Straf- und Kontrollsysteme – sie funktionieren, wie ein bekannter Therapeut mal schrieb, wie eine Sekte.
Das wird aber von unserer Kultur als völlig normal hingenommen.
Polyamorie fußt auf dem Bild von reifen, auf eigenen Füßen stehenden Individuen, deren Liebe den anderen sieht, wie er ist und ihn unterstützen möchte, als Mensch zu wachsen. Das ist ein anderes Menschenbild.

Diese Frage ist ein bisschen unfair. Was fehlt – das kann sich nur auf materielle Güter beziehen und nicht auf Menschen.
Ein Partner reicht doch schon zum Tischtennis, wozu dann noch einem Verein beitreten?
Einfach aus einem Gefühl der Fülle, der Abwechslung heraus, und weil man andere Menschen mag und liebt, und gerne Gemeinschaften um sich herum baut und Synergien fließen lassen will. Und nicht, weil der eigene Partner in irgendeiner Weise nicht ausreicht – so würde ich antworten.

Die Theorie, dass die Beziehung schief liegen muss, wenn man Lust auf andere verspürt, wird leider auch von Vertretern meiner Kaste (Psychologen) propagiert. Dadurch wird sie nicht besser. Der Mensch ist selten so gebaut, dass er nur bei einem Menschen Lust verspürt. Oder wie Dossie Easton schreibt: „Ein Ring um deinen Finger führt nicht zu einer Blockade der Genitalnerven.“
Nach einigen Jahren im Poly-Milieu muss ich sagen, diese Theorie ist falsch. Wenn ich meine Freundin besonders liebe, zieht es mich auch mehr zu anderen, weil mein Herz einfach offen ist. Wenn ich mit Mara Probleme habe, kann und will ich gar nicht zu anderen gehen.
Wer nur dann zu anderen will, wenn es mit der Hauptbeziehung nicht stimmt, ist wahrscheinlich kein echter Poly.

In den meisten Fällen weiß der Partner von vornherein, worauf er sich einlässt. Ich habe es immer klar angesprochen, noch bevor es um Sex ging, oder man sich ernsthaft verliebt hat.

Und wenn es passiert, dass sich eine Poly-Frau in einem Mono-Mann verliebt oder umgekehrt, ist es eben eine harte Entscheidungsfrage, wie es denn weitergehen soll.
Es ist auch sehr hart für einen polyamor fühlenden Menschen, sich dann monoamor zu verhalten – viele tun das aus Liebe zu ihrem Partner.
Im Leben gibt’s das öfters, etwa wer nun umziehen muss, oder um man ein Kind will oder nicht. Ihr wisst schon – das Leben ist nun mal leider kein Ponyhof.

Polys sind manchmal auch eifersüchtig. Nicht alle, und vielleicht sind es einige von uns auch weniger stark. Aber wir sind halt der Ansicht, dass Eifersucht nicht angeboren ist und nicht unumkehrbar. Für die meisten Polyamoristen ist Eifersucht eine Herausforderungen und eine Chance zum inneren Wachstum.
Mit Hilfe guter Absprachen mit dem Partner und mit innerer Eigenarbeit lässt sich die Eifersucht wirklich soweit entmachten, dass sie keine so starke Rolle mehr spielt.
Manche Menschen leiden unter sehr starker Eifersucht. Bei ihnen werden vielleicht alte Kindheitstraumen ausgelöst. Sie sind vielleicht wirklich nicht für Poly geeignet, sondern brauchen noch mehr Schutzraum. Ich habe aber sogar solche Menschen in der Poly-Szene getroffen, die sich mit therapeutischer Hilfe daraus befreit haben. Vieles ist möglich!
Ein Freund von mir sagte: mir geht’s halt im Leben eher um Lust als um Schmerzvermeidung.

Aus meiner Sicht ist Poly sogar ein Versuch, Liebesbeziehungen mehr Dauer zu geben. Ich muss ja meinen Partner nicht verlassen, nur weil ich mich gerade in jemand anders verliebt habe! Leider, so sieht meine Erfahrung aus, sind Poly-Beziehungen auch nicht von längerer Dauer als andere Beziehungen. Ich kenne einige hundert Polys, da gibt’s Menschen, die schon ganz lange zusammen sind, und andere, die sich nach wenigen Jahren trennen – es ist dasselbe Bild wie in einer vergleichbaren subkulturellen Altersgruppe.
Also, dazu 1. monogame Beziehungen sind auch nicht gerade soooo stabil.
2. Poly-Beziehungen mussten bisher in einer missgünstigen oder ignorierenden Umfeld ihre Stabilität beweisen, und man lässt sich mit Poly natürlich auf Neuland ein, wo noch keiner so recht weiß, was richtig und was falsch ist (unter anderem versucht diese Buch, ein paar Dinge klarzustellen!). In manchen Poly-Communities wie im Umfeld von Komaja scheinen die Beziehung sehr stabil und glücklich zu sein!

Polyamorie ist eine Idee, so zu leben, dass Kinder mit Vater und Mutter zusammen bleiben können, weil diese sich nicht trennen müssen, wegen anderen Partnern. Gerade durch die heute so verbreitete sukzessive Monogamie werden viele Familien auseinander gerissen. Mein Sohn z.B. lebt mit beiden Eltern unter einem Dach, obwohl wir uns als Mann und Frau schon getrennt haben. Der gemeinschaftliche Aspekt, der im polyamoren Lebensentwurf mitschwingt, ist der Versuch, eine Antwort zu geben, wie Familien neuer Prägung aussehen können.
Unsere Kinder haben im Übrigen kein Problem damit, dass ihre Eltern offen lieben. Sie interessieren sich gar nicht so besonders dafür; wenn überhaupt, finden sie es interessant. Bei unseren befreundeten Gemeinschaften, deren Kinder schon erwachsen sind, habe ich auch keine unangenehmen Auffälligkeiten bemerken können: die Kinder sind selbständig, kreativ und offenbar weniger eifersüchtig als ihre Eltern.

Ja, die Zeit ist oft eine reale Grenze, die auch die Anzahl und Intensität der Liebesbeziehungen einschränkt. Deswegen muss jeder sehen, wie viel Zeit er seinen Poly-Aktivitäten einräumen kann. Viel mehr als drei tiefere Beziehungen neben seiner Primärbeziehung ist kaum zu schaffen.
Zu den Zeiten mit den Geliebten kommen auch noch Zeiten der Auseinandersetzung, der Kommunikation und Vereinbarungen mit dem Partner. Aus meiner Sicht ist das aber gut investierte Zeit, die es sich zu nehmen lohnt.
Wir leben unter anderem auch deshalb in Gemeinschaft, weil man da alle seine Intimpartner an einem Ort hat und daher viel besser Kontakt halten kann.

In einer offenen Beziehung ist ein Paar schnell mit der Frage konfrontiert, was es eigentlich zusammenhält. Wenn sie nur aus Verlegenheit oder Zufall zusammen sind, könnte es passieren, dass jemand anderes in ihr oder sein Leben tritt, der einfach besser passt- und sich der Schwerpunkt der Beziehung verschiebt. Dass jemand anderes ins leben tritt und die Beziehung dadurch belastet oder gar beendet wird, kann in einer Mono-Beziehung übrigens auch passieren.
Poly-Paare, die lange zusammen sind, haben meistens einen ganz klaren Fokus der Beziehung und wissen, was sie aneinander haben und schätzen. Sie fürchten auch die anarchische Kraft guter Sexualität nicht so, weil sie da schon vieles erlebt haben und wilder Sex für sie nichts so Neues ist, dass es eine Beziehung gefährden würde.
Im Übrigen, kann ich aus Erfahrung sagen, hält die erotische Abwechslung die Primärbeziehung oft sehr frisch und die sexuelle Energie fließt auch nach vielen Jahren noch in Fülle.

Naja, was man Familie nennt, ist heutzutage ja auch nicht mehr das, was sie mal war. Im 20.Jh. ist ein beispielloser Niedergang von Familie und Ehe zu verzeichnen, und das liegt hauptsächlich an 2 Dingen:

dass man heutzutage ohne Familie nicht verhungert, also braucht man nicht mehr mit jemand zusammen zu leben, den man nicht leiden kann,
Seit Frauen erkennt haben, dass sie auch ihr Ding machen können, klappt das nicht mehr so ganz (weil Familie auf Frauenunterdrückung fußt)

Und so gibt’s ganz viele Patchwork-Familien und Single-Haushalte, oder die Familie der heutigen Zeit: Alleinerziehende mit Kindern.
Die Polyamorie ist ein Lebensstil, der community-orientiert ist und neue gute vernetzte familiäre Strukturen schafft. Vielleicht wird Poly immer mehr die Lebensform der Zukunft und kann neue Wege gegen Vereinzelung zeigen und Kindern neuen Halt bieten. Ich hoffe das.
ich denke, dass Poly nicht gesellschaftszersetzend ist, sondern gemeinschaftlich und stabilitätsfördernd. Deshalb sollten gerade konservative Menschen da noch mal neu drauf schauen!

Tatsächlich sind rein sexuelle Lifestyles aller Art eher für Männer attraktiv, auch Swingen und promisker Single-Sein. Polyamorie, sobald sie in Richtung integer und verantwortlich gelebter Beziehungen geht, erfordert oft kommunikative und soziale Fähigkeiten, in denen eher Frauen stark sind. Das führt dazu, dass sich erst zwar mehr Männer als Frauen für Polyamorie interessieren, dass Frauen aber besser darin sind, wirklich so zu leben und das dann wirklich genießen. Deswegen trifft man in polyamoren Communites, in der Realität wie auch im Netz, oft genauso viele oder sogar mehr Frauen an als Männer.
Historisch und kulturwissenschaftlich gesehen ist es schon so, dass in Matriarchaten die Erotik viel offener gelebt wurde und wird. In stark männerorientierten Kulturen wird viel mehr Wert darauf gelegt, dass die Frau den Mann auf keinen Fall „betrügen“ kann, was entweder zu sehr strikter Monogamie oder zu rein männlicher Polygynie führt.
Das Fazit der Experten: wenn Frauen was zu sagen haben, wird die Sexualität freier und offener gelebt.

Wie kommuniziere ich denn nun mit Nicht-Polys?

Am besten ist es, ganz defensiv aufzutreten. Andere Menschen mögen es so wenig wie du, missioniert zu werden. Schon so manch einer, der Autor inklusive, hat sich nach seiner Entdeckung der Poly-Lebensweise zum Ziel gemacht, andere auch mit dieser Entdeckung zu beglücken, ob sie das wollen oder nicht. Das führt dazu, dass sich die Zahl Ihrer Freunde rasch halbiert.
Ich halte viel davon, nicht unnötig zu provozieren, andere mit seinem Lebensstil nicht bewusst zu ärgern oder ihre Gefühle zu verletzen. Das heißt nicht, dass du deine Überzeugungen und Werte ganz zurücknehmen musst.
Besser ist es, so aufzutreten, dass du für Toleranz bist und andere Menschen respektierst, seinen sie nun schwul, lesbisch, Bi, BDSM-ler oder römisch-katholisch und dass du dich für deine Lebensart, die dir individuell entspricht, denselben Respekt und dieselbe Toleranz wünschst.

Für viele Menschen ist die Konfrontation mit Poly nicht so einfach, weil sie vielleicht innerlich auch solche Sehnsüchte haben, sich aber dagegen entschieden, und jetzt müssen sie ihre Entscheidung für ein anderes leben auch rechtfertigen, indem sie glauben, Poly funktioniert nicht. Oder es ist was für Spinner und Hippies. Verstehe diesen Vorgang, dann kannst du auch einfühlsamer sein und musst dich nicht so schnell ärgern.
Manche Menschen machen nach ihrem Coming-Out als Poly die Erfahrung, dass das ganze Umfeld es toll findet und sie nur zustimmende Rückmeldung erhalten. Dann heißt es: zurücklehnen und freuen! Irgendwas habest du richtig gemacht.

Dennoch gibt’s immer wieder Situationen, die andere an ihre Grenzen bringen. Ein Freund von mir hatte die Wahl, ob er seine beiden Freundinnen zum Begräbnis seiner Großmutter mitbringt. Hat er schließlich nicht gemacht. Die Freundin, die nicht mit durfte, fühlte sich natürlich zurückgesetzt.
Auch in anderen Situationen wie im Beruf oder beim Elternabend kann ein Poly-Outing unangenehme Folgen haben. Da muss jeder selbst wissen, wie dezent er das handhaben möchte oder wie sehr ihm auch die Ausbreitung des neuen Lebensgefühls am Herzen liegt. Schwule, Lesben, SM-ler hätten es auch nicht zur Enttabuisierung ihrer Lebensweise gebracht, wenn sich nicht einige mutige VorkämpferInnen geoutet hätten. Also, wenn du die Lebensumstände hast, erlaube dir, der Welt zu sagen: „Ich bin poly- und das ist gut so!“